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Ein Künstlerportrait zur Kunstfigur: FALCO

09.02.2018 09:00

 

Ganz Wien

 

ist aktuell im Falco-Fieber-Februar. Veranstaltungen, Falco-Clubbings und Gedenkkonzerte -  All jene gedenken dem Sänger Johann Hölzel, der diese Woche am 6. Februar 1998 bei einem Autounfall in der Dominikanischen Republik starb.

Inwiefern dem Falken all diese Formen des Gedenkens gefallen hätten, müssen wir offenlassen. Boykottierte der Hörfunk einst seinen Song "Ganz Wien" und belegte "Jeanny" mit einem Radioverbot, wurden seine Songs sogar an seinem Gedenkgottesdienst im Stephans Dom gespielt. Der Dompfarrer Toni Faber lobte dabei die „mystisch-religiösen Anklänge“ der Poplegende. 

Da wäre es fast naheliegend in den Tenor miteinzustimmen. Ein weiteres Loblied auf den Falken? Wir finden die vielfältigen Facetten der Kunstfigur Falco und der Privatperson Johann Hölzel bedeutungsvoller. Diese hat Martin Sonnleitner in seinen Gemälden abgebildet, wie es Worte nicht auszudrücken vermögen.

"Über Malerei reden, ergibt für mich eigentlich wenig Sinn. Man läuft sonst Gefahr, Eigenschaften, die nur die Malerei wiedergeben kann durch das gesprochene Wort wertentfremdend zu deformieren und genügsam zu machen." (Martin Sonnleitner)

 

 

Coming Home

 

Wie oft sich das Falco beim Betreten des U4 Centers gedacht hat, wissen wir nicht. Die Besucher der Veranstaltung fühlten sich aber sichtlich wohl in den Räumlichkeiten des Bezirksgerichts Meidling, direkt über seinem 2. Wohnzimmer, dem U4.
Unter dem Motto "Let´s deca-dance" fanden sich zahlreiche Gäste ein, um der Ausstellungseröffnung des Künstlers Martin Sonnleitner beizuwohnen.

 Brandstaetter+Sonnleitner (Wolfgang Brandstetter ehemaliger Vizekanzler und Martin Sonnleitner)

 

Falco, der den Künstlernamen vom DDR-Skispringer Falko Weißpflog bezog, kam zu diesem Anlass erneut "Out of the Dark". Denn ein Teil der Gemälde erschienen bereits letztes Jahr, anlässlich des 60. Geburtstags der Pop Ikone aus den 80ern. Dieser Zyklus wurde nun aufgrund großer Nachfrage erweitert und einem erwählten Publikum präsentiert.

Die Ausstellung versucht die verschiedenen Facetten der Kunstfigur Falco und des Menschen dahinter auszuleuchten. Dazu werden dementsprechend auch verschiedene Stilrichtungen der Kunstgeschichte thematisch verwoben.

Falco selbst entschied sich für Bassgitarre statt Beamtenkarriere und würdigte den Beruf des bildenden Künstlers in einem seiner letzten Interviews, während er seinen, den des Musikers kritisch hinterfragte.

"Was mich fertig macht seit 20 Jahren ist, dass unser Geschäft Schall und Rauch ist. Ich beneide die Maler, hab´viele Freunde, die Maler sind, ich beneide Literaten, die schreiben Bücher, das haben sie in der Hand. Was wir machen ist Schall und Rauch. Der letzte Ton ist verklungen, die Leute geh´n nach Haus´ und das war´s dann irgendwie."


Er hatte ja nicht gewusst, dass der Schall und Rauch 20 Jahre lang anhält und er heute als Held und Ausnahmeerscheinung der deutschsprachigen Musikszene gefeiert wird.

 

 

Helden von Heute

 

Er war ein Superstar, er war populär. Aber war er ein Held?
Zu Lebzeiten hatte er mit viel Kritik und noch mehr Schlagzeilen zu seinem Privatleben zu kämpfen. Es dauerte lange bis der Wiener Dandy mit weltmännischem Charme in seiner Heimat wahrhaftig geschätzt wurde. Im Nachhinein hielten ihn viele für die damalige Zeit zu fortschrittlich. Falco selbst sagte mal in einem Interview von 1992:

"I bin a Unangepasster in einem angepassten Geschäft."

Über seine Verdienste um die österreichische Musikszene - immerhin ist er nach wie vor der einzige, der mit einem deutschsprachigen Lied (Rock Me Amadeus) es an die Spitze der US-Billboard-Charts schaffte - ist man sich heute erst richtig bewusst. Kein Musiker des Austro-Pop schaffte seit Falco einen vergleichbaren internationalen Durchbruch. Heute ist er ein Held.

Die Portraits von Martin Sonnleitner tragen genau jene Ambivalenz in sich, die beide Seiten der Person vereint. Die bekannte Kunstfigur Falco und der private Johann Hölzel verschmelzen in einander und gleichsam mit dem Betrachter. Eine wunderbare Art nicht nur Falco, sondern auch der Person Johann Hölzl angemessen und ehrlich zu gedenken.


Bis Juni 2018 haben Sie noch die Möglichkeit die Ausstellung im U4 Center am Bezirksgericht Meidling zu besichtigen.
Seit heute können Sie außerdem die drei oben abgebildeten Gemälde in unserer online Gemäldegalerie mieten. Schauen Sie sich doch mal um.