
Salvador Dali: Das Genie der Phantasie
24.01.2018 17:52
Letztes Jahr musste er wegen einer Vaterschaftsklage exhumiert werden - eine wahrlich surreale Vorstellung. Die Rede ist vom Maler des Surrealismus mit dem stilvoll gezwirbelten Schnurbart: Salvador Felipe Jacinto Dalí i Domènech.
Ein Künstlerportrait des "Mister Surrealism"
Am 11. Mai 1904 wurde Salvador Dali in Figueras, Katalonien geboren und erhielt bereits mit 10 Jahren seinen ersten Zeichenunterricht. Ein Jahr danach begannen bereits die ersten, von seinem Vater organisierten, Ausstellungen seiner Zeichnungen. Lernte er zuerst bei bekanntem spanische Impressionisten, besuchte er anschließend die Königliche Akademie der Künste in Madrid. Diese verließ er jedoch ohne Abschluss, da er wegen rebellischen Äußerungen nicht nur von der Akademie ausgeschlossen wurde, sondern auch aus politischen Gründen zu 35 Tage Haft in Gerona verurteilt wurde.
Das tat seiner Karriere allerdings keinen Abbruch, denn 1924 folgte bereits die erste Einzelausstellung und 1926 reiste er nach Paris, wo er in die Pariser Surrealistengruppe aufgenommen wurde und seine Frau Gala kennen lernte. Sie wurde auch zu seiner Managerin und es folgten internationale Aufenthalte, wie 1932 in der USA und 1938 ein Besuch bei Sigmund Freud in London, von dem er mehrere Portraits zeichnete.
Ein Jahr drauf folgte dann der Bruch mit der Surrealistengruppe, mit der er gemeinsam 1932 die erste Ausstellung surrealistischer Kunst in den USA erlebt hatte.
Die Ausstellung in New York erlebte hingegen einen riesen Erfolg, sodass das Museum of Modern Art selbst eines seiner Hauptwerke erwarb. Das verschaffte Dali den endgültigen, weltweiten Durchbruch. Bei seinem nächsten Besuch 1936 zierte sein Gesicht das Titelbild des "Time Magazine" und er war zum "Mister Surrealism" avanciert.
In Amerika, Cleveland (Ohio) wurde auch 1971 das erste Salvador-Dali Museum eröffnet, das 1982 nach Florida verlegt wurde. Ein zweites Dali Museum wurde noch vor seinem Tod am 23.Januar 1989 in seiner Heimatstadt Figueres in Spanien eröffnet. Damit ist Salvador Dali ider bisher einzige bekannte Künstler, für den es bereits zu seinen Lebzeiten zwei Museen gab, die ausschließlich seine Werke ausstellen.
Ein Genie der Phantasie
Seinen ersten Zeichenunterricht erhielt er von Lehrern des Impressionismus und erforschte in weiterer Folge mehrere Kunststile. Er experimentierte auch mit dem Kubismus und dem Realismus, bevor er seinen ganz eigenen sehr altmeisterlich wirkenden fotorealistischen Stil und die paranoisch-kritischen Methode entwickelte und zum bedeutendsten Künstler des Surrealismus wurde.
Seine weltweit bekannten Bilder erzählen von einer Welt des Unterbewussten, der Träume, des Rausches und Fiebers. Es waren also keine direkt sichtbaren Gegenstände, die er malte, sondern jene, die er damit assoziierte. Mit anderen Worten: in seiner Kunst ging es um das Sichtbarmachen von Unsichtbarem, das Bewusstmachen von Unbewusstem.
Ein kontinuierlicher Bestandteil war aber seit dem Kennenlernen seine Frau und Muse Gala. Mit ihr kehrte Dali 1948 zurück nach Europa, wo er sich intensiv mit Wissenschaft, Religion und Geschichte auseinandersetze und neue Motive verarbeitete, wodurch einen leichter Stilwechsel erkennbar wird.
Diesen kommentierte er mit den Worten: "Für immer ein Surrealist zu bleiben, ist, wie wenn man sein ganzes Leben Augen und Nasen malt."
Dali und seine Philosophie
Im Verlauf seines künstlerischen Schaffens kann man vieldeutige und zum Teil widersprüchliche Lebensphilosophie zwischen Kunst, Mystik und Wissenschaft ausmachen. Das Ziel Dalis war es aber stets die engen Grenzen der bürgerlichen Moral zu sprengen und auch psychische Zustände wie Rausch, Traum, Raserei künstlerisch fruchtbar zu machen. Denn die Kunst war für ihn die Möglichkeit Unbewusstes in eine Triebkraft der Kreativität zu verwandeln und auch wahnhafte Zustände, sowie Traumwelt und Mystik zu vermitteln. Damit war sie dann ebenso eine "reale" Welt wie die Alltagswirklichkeit.
Prägend für diesen revolutionären Zugang zur Kunst war in den ersten Jahren Sigmund Freuds Psychoanalyse und sein persönlicher Besuch bei ihm in London.
Durch seine intensive Auseinandersetzung mit Freuds Theorien und die von ihm selbst als kritisch-paranoische Aktivität bezeichnete Kunstform, erhielt er oftmals das Etikett eines Wahnsinnigen oder Paranoikers.
Noch zu seinen Lebzeiten im Jahr 1949 veröffentlichte allerdings seine Schwester Ana Maria ein Buch über ihn das den Titel trägt: "Dali as Seen by His Sister". Dort wird er als ein normaler Junge mit glücklicher Kindheit beschrieben. Auch sein langjährigen Sekretär Robert Descharnes, bezeichnete ihn in einem Interview als einen verhältnismäßig normalen Menschen.
Es zeigt sich also, dass nicht nur seine Bildkompositionen so arrangiert waren, dass verschiedene Sichtweisen möglich sind und unterschiedliche Bedeutungsebenen ineinander fließen. Auch über sein Leben lassen sich unterschiedlichste Auslegungen finden. Um es mit Dalis Worten zu sagen:"Wer interessieren will, muss provozieren!"