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Tradition rahmt junge Kunst in Wien.

10.11.2017 09:00

 

Diese Woche besuchten wir eine junge, aufstrebende Künstlerin. 

Schauplatz

Das geschichtsträchtige Viertel des Spittelbergs in Wien. Dort fanden wir innovativen, künstlerischen Newcomer Aufwind eingebettet in historischen Kontext. Ein Spannungsfeld und zugleich fruchtbarer Boden für Kreativität.

Betreten wird dieses Szenario durch einen Torbogen, der in den malerischen Innenhof mit offenem Stiegenhaus und Arkaden im toskanischen Stil führt. Eine Gedenktafel weist darauf hin, dass hier schon seit 1803 Kunst gelebt wird.

Es ist das Geburtshaus von Friedrich Ritter von Amerling (1803-1887), dem beliebtesten österreichischen Portraitmaler des 19. Jahrhunderts.


Ein klassischer Biedermeier?!

Als Portraitist der Biedermeiermalerei (1815-1848) führte Amerling Aufträge des österreichischen Kaiserhauses aus und bildete Adel und Bürgertum ab. Darunter Kaiser Franz und auch Erzbischof Erzherzog Rudolf.

Viel interessanter ist jedoch, dass er sich während seiner Schaffenszeit, die als Epoche des Biedermaier bekannt ist, den traditionellen akademischen Vorgaben widersetze. Seine Kunst ging weit über den fotografischen Stil der Auftragsarbeiten und des rein Illustrativen von pausbäckigen Kindern und kitschigen Liebesszenen hinaus.

Biedermeier - alles nur nicht bieder

Neue Ansätze in der Kunstgeschichte geben Anlass zu einem Umdenken in der Rezeption der Biedermeierzeit.
Man sollte zwischen der Auftragsmalerei, wo geschönte Szenen verlangt wurden und der Malerei, der Zeit entspringend unterscheiden. Betrachtet man zweitere, wird man auch bei Amerilng Sozialkritik und versteckte erotische Anspielungen finden. Denn es war die Zeit der Industrialisierung in Wien, die manche schnell reich und viele extrem arm machte. Aber auch die Zeit der Vergnügungsetablissements und Tanzveranstaltungen, wie wir sie aus den Romanen Schnitzlers kennen.


Biedermeier 2.0

So kann man zusammenfassen, dass die Zeit des Biedermeier nur insofern bieder anmutet, wie manche ihrer bezahlten Abbildungen.
Ihnen würden sich doch auch die Haare sträuben, wenn es in 200 Jahren hieße, wir waren alle makellose Menschen mit perfekt Proportionen - die Werbung zeigt es ja so.

Diesen starren Denkformen widersetzt sich auch die besuchte Künstlerin. Mit ihrem Hang zum Skurrilen schafft sie feministische und politikkritische Arbeiten, die anecken und provozieren sollen.

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Buchempfehlung:

Husslein-Arco, Agnes; Grabner, Sabine. Ist das Biedermeier? Amerling, Waldmüller und mehr. Ausstellungskatalog Wien, Belvedere [2016].